Ehrenlegion [Légion d'honneur]. 9. Modell (Avers-Medaillon mit Kopf Napoléons I., Revers-Medaillon mit kaiserlichem Adler, die Dekoration überhöht von einer Krone mit acht Akanthusblättern und Palmzweig-Bügeln oder P
BEDEUTENDE ORDEN UND EHRENZEICHEN AUS ALLER WELT
Europa, (ZWEITE) FRANZÖSISCHE REPUBLIK (SOGEN. "PRINZ-PRÄSIDENTSCHAFT" ODER "PRÉSIDENCE" - 1851-1852)
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Alle Insignien dieses 9. Modells mit Avers-Medaillon mit Kopf Napoleons I. Revers-Medaillon mit kaiserlichem Adler und überhöht von einer Krone mit acht Akanthusblättern und Palmzweig-Bügeln sind relativ selten zu finden, da sie nur in den etwas mehr als sechs Wochen vom 1. Februar bis zum 16. März 1852 verliehen worden sind.
Mit Gesetz der französischen Nationalversammlung vom 29. Floréal des Jahres X (19. Mai 1802) wurde entsprechend eines Vorschlags von Napoléon Bonaparte (1769-1821), Erster Konsul der Französischen Republik, die Ehrenlegion [Légion d'honneur] gegründet, nach römischem militärischem Vorbild (mit 16 Kohorten, die jeweils aus 350 Legionären, 30 Offizieren, 20 Kommandeuren und sieben Großoffizieren bestanden), als eine Gemeinschaft von Personen ohne Ansehen von Stand, Rang oder Konfession, die sich sowohl auf zivilem wie auch militärischen Felde um Staat und Gesellschaft verdient gemacht hatten, wobei zu Beginn noch keine Insignien vorgesehen waren.
Per Senats-Dekret vom 18. Mai 1804 zum Kaiser proklamiert, stiftete Napoléon I. mit Dekret vom 11. Juli 1804 die Legionärs- und die Offiziers-Dekoration, jeweils ohne Krone, wobei letztere für Offiziere, Kommandeure und Großoffiziere der Ehrenlegion identisch war (1.Modell). Das Avers-Medaillon zeigt den Kopf des Kaisers nach links oder rechts mit der Umschrift "NAPOLEON EMP. DES FRANCAIS" [Napoleon Kaiser der Franzosen] und das Revers-Medaillon den Napoleonischen Adler mit Kopf nach links oder nach rechts, mit der Umschrift "HONNEUR ET PATRIE" [Ehre und Vaterland]. Zu seiner Krönung am 2. Dezember 1804 trug Napoleon als Großmeister der Ehrenlegion eine Kollane (1. Ausführung) mit anhängender Dekoration, die in dieser Form auch an Brüder des Kaisers und an weitere hohe Würdenträger verliehen wurde, später in veränderter Gestaltung (2. Ausführung). Mit Dekret vom 30. Januar 1805 stiftete der Kaiser das als "Grand Aigle" bezeichnete Großkreuz mit Bruststern.
Während der Sitzung des Großen Rates am 12. April 1806 ordnete Napoleon an, daß die Dekorationen künftig von einer Krone überhöht sein sollten (2. Modell), die zunächst über zwölf Palmbügel verfügte (2. Modell, 1. Ausgabe) und später über acht Bügel, in unterschiedlichen Gestaltungen - acht Akanthusblätter mit Palmzweig-Bügeln oder mit Perlenbügeln (2. Modell, 2. Ausgabe). Ab 1808 (definitiv ab 1813) kamen dann Exemplare mit Kügelchen an den Armspitzen (2. Modell, 3. Ausgabe) zur Verleihung. Ein Dekret vom 1. März 1808 ordnete an, daß die Legionäre der Ehrenlegion künftig die Bezeichnung "Ritter" tragen sollten.
Als Folge der Einsetzung Ludwig XVIII. (1755-1824) als König von Frankreich durch die Charta von 1814, übernahm dieser mit Dekret vom 21. Juni 1814 die Ehrenlegion und ordnete eine Änderung der Insignien an, die nunmehr im Avers-Medaillon das Portrait König Heinrichs IV. (1553-1620) mit der Umschrift "HENRI IV. ROI DE FRANCE ET DE NAVARRE [Heinrich IV. König von Frankreich und von Navarra]" und im Revers-Medaillon drei Lilien, von einer Krone überhöht, zeigten, wobei die Dekoration von einer Lilienkrone überhöht wird (3. Modell). Dasselbe Dekret bestimmte auch, daß die Großoffiziere ihre Dekoration am Halse (1. Ausführung) zu tragen hätten, und die "Grand Aigles" als "Großkordon" zu bezeichnen seien. Eine Ordonnanz vom 19. Juli legte dann fest, daß die Großoffiziere die Dekoration nunmehr am Schulterband (2. Ausführung), jedoch ohne Bruststern zu tragen hätten, und die Kommandeure diese nunmehr am Halsband. Zusätzlich sollten die Kommandeure, Großoffiziere und Großkordons, wie auch die Offiziere, die Offiziers-Dekoration am Band mit Rosette tragen.
Nach seiner Rückkehr von der Insel Elba erklärte Napoleon in Lyon mit Dekret vom 13. März 1815 alle königlichen Änderungen für null und nichtig. Mit Ordonnanz vom 26. März 1816 bestätigte Ludwig XVIII. wiederum nach seiner Rückkehr den nunmehrigen "Königlichen Orden der Ehrenlegion [Ordre royal de la Légion d'honneur]". Die Krone im Revers-Medaillon wurde jetzt, nachdem sie schon in der Ordonnanz vom 19. Juli 1814 keine Erwähnung mehr gefunden hatte, definitiv entfernt. Weitere Änderungen dieser Ordonnanz: Die bisherigen "Großkordons" wurden nunmehr als "Großkreuze" bezeichnet, Großoffiziere trugen jetzt einen Bruststern auf der rechten Brustseite und dazu die Offiziers-Dekoration und die Offiziers-Dekorationen der Großkreuze und Kommandeure kamen in Wegfall (4.Modell). Damit hatten die bis heute gültigen Bestimmungen bezüglich der Trageweise ihre definitive Form gefunden, die bis in die Gegenwart zum Vorbild zahlreicher europäischer und außereuropäischer Verdienstorden wurde.
Nachdem die Juli-Revolution vom 27. bis 29. Juli 1830 die Bourbonen endgültig vom französischen Thro gefegt hatte, bestieg Louis Philippe, Herzog von Orléans (aus einer seit dem 17. Jahrhundert existierenden bourbonischen Seitenlinie) als Louis-Philippe I. (1773-1850, reg. von 1830-1848), König der Franzosen ("Bürgerkönig") den Thron. Mit Ordonnanz vom 13. August 1830 bestätigte er das Ehrenzeichen der Ehrenlegion [Décoration de la Légion d’honneur], allerding ohne Krone, mit der Devise "Honneur et Patrie" [Ehre und Vaterland] auf dem Revers, der Bruststern mit Trikoloren (anstatt der bourbonischen Lilien) zwischen den Kreuzarmen (5. Modell). Mit Ordonnanz vom 25. August 1839 wurden zwei gekreuzte Trikoloren auf dem Revers-Medaillon eingeführt, mit der Devise "Honneur et Patrie" auf dem Medaillon-Ring. Obwohl nicht ausdrücklich in der Ordonnanz erwähnt, wurden die Dekorationen ab diesem Zeitpunkt von einer sog. "Laubkrone" überhöht, ohne ein Kreuzchen auf dem "Reichsapfel" der Krone (6. Modell).
Nach der provisorischen Proklamation der Zweiten Französischen Republik am 24. Februar 1848 ordnete der Präsident des Ministerrates, General Louis Eugène Cavaignac (1802-1857) mit Exekutiv-Entscheidung vom 12. September 1848 an, daß die Krone ersatzlos entfallen und das Avers-Medaillon wieder Napoleon mit der Umschrift "BONAPERTE, Ier CONSUL 19 MAI 1802" zeigen sollte (7. Modell).
Louis Napoléon Bonaparte (1808-1873, Präsident von 1848 bis 1852, Kaiser von 1852 bis 1870), Neffe Kaiser Napoléons I. und Präsident der Französischen Republik erhielt mit dem Staatsstreich vom 2. Dezember 1851 seine Präsidentschaft auf Lebenszeit, bestätigt durch die Volksabstimmung vom 20. und 21. Dezember 1851, deren für ihn positives vorläufiges Endergebnis am 31. Dezember 1851 verkündet wurde. Noch am gleichen Tag verfügte er mit Dekret die Wiederanbringung des Adlers auf der Rückseite der Dekorationen der Ehrenlegion (8. Modell).
Am 1. Februar 1852 erfolgte ein weiteres Dekret, daß die Dekorationen wieder so hergestellt werden sollten, "wie vom Kaiser eingeführt", das heißt, mit der vorderseitigen Bezeichnung "EMPEREUR" oder "EMP." [Kaiser], und sie, im Rückgriff auf die 2. und 3. Ausgabe des 2. Modells die Dekoration nunmehr wieder von einer Krone mit acht Akanthusblättern und Palmzweig-Bügeln überhöht zu sein hatten (9. Modell).
Mit Datum vom 16. März 1852 erfolgte ein Organ-Dekret des Prinz-Präsidenten, das eine umfangreiche und detaillierte Reorganisation der Ehrenlegion durchführte und (in Vorbereitung auf dem Weg zum Kaisertum) die Krone in ihre endgültige Form des künftigen Zweiten Kaiserreichs brachte, die sie bis zum Untergang des Kaiserreiches haben sollte (10. Modell). Durch Senats-Entscheid vom 7. November 1852 wurde das Kaiserreich wieder hergestellt und Prinz-Präsident Bonaparte am 2. Dezember als Napoleon III. zum Kaiser der Franzosen proklamiert. Als einzige Maßnahme wurde der Orden kurz darauf in "Kaiserlicher Orden der Ehrenlegion" [Ordre impérial de la Légion d'honneur] umbenannt.
(Vgl. auch: Bonneville de Marsagny, L, Ducourtial, Claude und du Pasquier, Isabelle: La Légion d'honneur. Paris und Limoges 1992; Collignon, Jean-Pierre: Ordre de Chevalerie - Décorations et médailles de France (des origines à la fin du Second Empire). La Mothe-Archard 2004; Daniel, Jean: La Légion d'honneur: Condé-sur-Noireau 2002; Miquel, Pierre: Deux siècles de Légion d'honneur. Paris 2002; Renault, Jules: La Légion d'honneur. Paris 1930; Wodey, Laurence: Guide de Recherches en histoire de la Légion d'honneur. Paris 2002; Wodey, Lorence: L'insigne de l'honneur - de la légion à l'étoile. Paris 2005.)