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Große Imtiyaz-Medaille für außerordentlichen Mut, Tapferkeit und Treue [Sadakat ve Şecaat Madalyasι] (1882/1914). Medaillen-Paar der Goldenen und der Silbernen Medaille, verliehen an den deutschen Generaloberst Alexander Ka

EUROPÄISCHE ORDEN UND EHRENZEICHEN
TÜRKEI, TÜRKEI, OSMANISCHES REICH (BIS 1923)

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Lot number 95




Estimated price: 7,500.00 €
Hammer-price / sale price: 13,000.00 €


Große Imtiyaz-Medaille für außerordentlichen Mut, Tapferkeit und Treue [Sadakat ve Şecaat Madalyasι] (1882/1914). Medaillen-Paar der Goldenen und der Silbernen Medaille, verliehen an den deutschen Generaloberst Alexander Karl von Linsingen, bestehend aus der Goldenen Medaille, Gold, 36,8 g, und der Silbernen Medaille, jeweils mit Trägergravur "Karl von Linsingen" in osmanischer Schrift auf dem Revers, jeweils an Agraffe, Gold bzw. Silber, an Bändern, davon eines etwas verfärbt, jeweils mit aufgelegter Säbel-Bandspange "sene 1332" [A.D. 1914], Gold bzw. Silber, jeweils an Tragespange, Gold bzw. Silber, an Nadeln, im originalen, goldfarben bedruckten Verleihungsetui.


RR II

Aus einer bedeutenden alten deutschen Sammlung, die wohl in den 1960er Jahren abgeschlossen worden ist. - Seltenes Set eines bedeutenden Generals des Ersten Weltkriegs.

Nach dem Eintritt des Osmanischen Reiches in den Ersten Weltkrieg durch die Kriegserklärung an die Triple Entente (Großbritannien, Frankreich und das Russische Reich) vom 12. November 1914 (infolge der russischen Kriegserklärung an das Osmanische Reich vom 2. November) wurden mit Ferman vom 16. November 1914 [3 Teşrinisani AR 1330 - 27 Zilhicce AH 1332] Veränderungen bezüglich der Imtiyaz- und der Liyakat-Medaille vorgenommen. Die Imtiyaz-Medaille erhielt nunmehr die Bezeichnung "Sadakat ve Şecaat Madalyasι" (wobei "Sadakat" hier "Loyaliät" "Treue" oder "Hingebung" bedeutet), zu deutsch "Große Imtiyaz-Medaille für außerordentlichen Mut, Tapferkeit und Treue". Artikel 9 der die Imtiyaz-Medaille betreffenden Regularien besagte, daß diese nunmehr auf dem Band eine Spange mit gekreuzten Säbeln und ein Schriftband mit der Angabe "sene 1332" [Jahr AD 1914] aufweisen sollten. Des Weiteren wurde bestimmt, daß Inhaber der Großen Goldenen bzw. Silbernen Imtyaz-Medaille, die später die Große Goldene bzw. Silberne Imtiyaz-Medaille für außerordentlichen Mut, Tapferkeit und Treue erhielten, beide Ausführungen tragen sollten.

Mit Regierungs-Dekret Nr. 800 vom 24 Nisan AR 1337 [24. April 1921] wurde bestimmt, daß die Große Goldene und Silberne Imtiyaz-Medaillen für außerordentlichen Mut, Tapferkeit und Treue (mit Säbeln), die Goldene und Silberne Liyakat-Medaillen für Tapferkeit und Treue (mit Säbeln) und die Osmanische Kriegs-Medaille [Harp Madalyası] auch für Tapferkeit im sog. "Türkischen Befreiungskrieg" von 1919 bis 1923 verliehen werden konnten.

Im Verlaufe des Ersten Weltkrieges und des darauffolgenden Türkischen Befreiungskrieges von 1919 bis 1923 wurden weitere, zusätzliche Bandspangen mit folgenden Bezeichnungen in altosmanischer Schrift eingeführt: "Çanakkale" (für die Dardanellen), "Kafkasya" [Kaukasus], "Sina" [Sinai], "Kutul-Amare" [Belagerung von Kut], "Filistin" [Palästina], "Sakarya" [Sakarya], "Romanya" [Rumänien], "Galiçya" [Galizien], "Trablusgarb" [Tripolitanien-Libyen], "Gazze" [Gaza] und "Kanal" [Suez-Kanal].

Die Goldene Medaille alleine oder die Goldene und Silberne Medaille zusammen wurden auch an ausländische Souveräne oder hohe Militärführer verliehen. So erhielt Kaiser Wilhelm I. (1897-1888, preußischer König seit 1861, Deutscher Kaiser seit 1871) die Goldene Medaille 1883, kurz nach ihrer Stiftung. Im Verlauf des Ersten Weltkriegs verlieh Mehmed V. Reschad (1844-1918, reg. seit 1909) die Goldene und Silberne Medaille u. a. an Kaiser Wilhelm II. (1859-1941, reg. von 1888 bis 1918), Kaiser Franz Joseph von Österreich (1830-1918, reg. seit 1848), König Ludwig III. von Bayern (1845-1921, Prinzregent seit 1912, König von 1913 bis 1918) und an den bulgarischen Zaren Ferdinand I. (1861-1948, reg. von 1887 bis 1918).

Alexander Adolf August Karl von Linsingen, einem edelfreien Uradelsgeschlecht entstammend, wurde am 10. Februar 1850 als Sohn des späteren Geheimen Regierungsrates und Kreishauptmannes Wilhelm Friedrich Klaus von Linsingen (1815-1889) und dessen Ehefrau Marie Karoline Dorothe, geb. von Berlepsch (1814-1890) in Hildesheim geboren. Seine Ausbildung erfuhr er auf dem Lyzeum in Hannover und als Kadett in Hannover und in Berlin. Ab 1868 diente er als chargierter Portepeefährich im 4. Westfälischen Infanterie-Regiment Nr. 17. Als Sekondeleutnant nahm am Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871 teil und durchlief die militärische Karriereleiter in der preußischen Armee.

Als General der Infanterie (seit 1907) zog er als kommandierender General des II. Armeekorps 1914 in den Ersten Weltkrieg. Ab Januar 1915 führte er die neugegründete Südarmee, ab Juli desselben Jahres die Bugarmee. Von September 1915 bis März 1918 hatte er den Oberbefehl über die Heeresgruppe Linsingen, den Zusammenschluß von Süd- und Bugarmee inne. Am 7. April 1918 wurde er aus Anlaß seines 50-jährigen Dienstjubiläums zum Generaloberst befördert. Ab 1. Juni 1918 diente er als Oberbefehlshaber in den Marken und als Gouverneur von Berlin. Also solcher untersagte er nach Ausbruch der Novemberrevolution in Berlin seiner Truppe den Gebrauch der Waffe bei der Verteidigung des Reichstagsgebäudes und gegen die nach Berlin vorrückenden revoltierenden Matrosen – "Deutsche schießen nicht auf Deutsche!". Auf eigenen Wunsch wurde er im November 1918 zur Disposition gestellt.

Von Linsingen war zweimal verheiratet, mit Paula Louise geb. Mummy (1860-1885), mit der er eine Tochter und einen Sohn hatte. Seine zweite Frau war Felice Mary geb. Mummy (1887-1953), mit der er zwei Söhne hatte.

Am 5. Juni 1935 ist er in Hannover gestorben, wo er nach einem Staatsbegräbnis in der Garnisonkirche in Hannover beigesetzt wurde.

Von Linsingen war Inhaber zahlreicher hoher in- und ausländischer Orden und Ehrenzeichen so u. v. a. des preußischen Hohen Ordens vom Schwarzen Adler und des Großkreuzes des Roten Adler-Ordens, des preußischen Ordens "pour le mérite" mit Eichenlaub, des Großkreuzes des bayrischen Militär-Max-Joseph-Ordens, des Großkreuzes des württembergischen Friedrichs-Ordens, des Großkreuzes des Ordens der Wendischen Krone und Großkreuzes des schwedischen Schwertordens. Zudem war er Rechtsritter des Johanniterordens. (wikipedia.de)