Gerhard der Streitbare (der Mutige), 1450-1482, †1500. Groten o. J. 2.75 g. Kalvelage/Trippler 80 var.
GERMAN COINS AND MEDALS
OLDENBURG, GRAFSCHAFT, SEIT 1774 HERZOGTUM, AB 1829 GROSSHERZOGTUM
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Groten o. J. 2.75 g. Dreitürmiges Burgtor, darin der n. r. gelehnte Oldenburger Balkenschild//Kreuz.
Kalvelage/Trippler 80 var.
RR Schön +
Sehr seltene Variante mit BR am Ende der Vorderseitenumschrift.
Gerhard der Streitbare hatte, wie der Name erahnen läßt, ständig Fehden mit seinen Nachbarn, den Ostfriesen, den Wildeshauser Vögten und den Bremern zu bestehen. Um seinen Herrschaftsraum auf friesisches Gebiet auszudehnen, kämpfte er gegen den ostfriesischen Häuptling Ulrich Cirksena. Danach betätigte er sich vor allem als Helfer für seinen Bruder, König Christian von Dänemark, im skandinavischen Bereich, meist zur See als Piratenhäuptling. Er geriet in offene Feindschaft mit der Stadt Lübeck, deren Kaufleute er rücksichtslos ausbeutete. Von der Burg in Delmenhorst aus betätigte er sich besonders lebhaft am Straßenraub. Es wird vermutet, daß sein Tatendrang aus der Verachtung des adeligen Kriegers für bürgerliches Krämerwesen und daraus erworbenem Reichtum entstanden ist. Bei Auseinandersetzungen mit seinem Bruder Moritz, der sich an seiner Landesherrschaft beteiligen wollte, ging Gerhard als Sieger hervor. Sein Expansionsdrang hatte aber Konflikte mit dem Bischof von Münster zur Folge, außerdem schlossen sich Lübeck, Hamburg und die Häuptlinge Ostfrieslands gegen ihn zusammen. Schließlich wurde Delmenhorst in das Bistum Münster eingegliedert, und Gerhard mußte seine Regierung niederlegen, die daraufhin von seinen Söhnen übernommen wurde. Sie mußten geloben, ihren Vater keinesfalls wieder mit der Regierung zu betrauen. Die darauffolgenden 18 Jahre lebte Gerhard im Kloster Rastede, was seinen Trieb zu gewalttätigen Unternehmungen jedoch nicht dämpfte. Trotzdem erwies er sich zeitweilig in Anfällen von Sündenbewußtsein als bußfertig und fromm. Auf der Rückreise von einer Pilgerfahrt nach Santiago de Compostella ereilte ihn der Tod; wahrscheinlich wurde er in Pont-St. Esprit an der Rhone beigesetzt. So sehr er seinen Gegnern verhaßt gewesen war, so wurde er auch wegen seiner Tapferkeit gerühmt; vor allem die Bauern in Schleswig-Holstein verehrten ihn. Die Erinnerung an ihn blieb lange Zeit lebendig.