BERNHART, M.
NUMISMATIC LITERATURE
MONOGRAPHIEN, SAMMELWERKE UND AUFSÄTZE, RÖMER
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Die Münzen der römischen Kaiserzeit [hier: aus der Zeit von Augustus bis einschließlich Septimius Severus]. München o.J. [gedruckt ca. 1944, jedoch nie vom Verlag verausgabt]. Die Vortitel- und Titelblätter sowie das Blatt mit dem Inhaltsverzeichnis des vorliegenden Exemplars sind infolge fehlender Überlieferung der originalen Blätter wohl in jüngerer Zeit neu erstellt und den originalen Seiten 5-820 sowie den danach anschließenden 128 Orig.-Tfn. vorangestellt worden, auch den Tfn. nachfolgenden Blätter mit einem "Verzeichnis der Münzprägungen" und dem alphabetischen "Verzeichnis der Münzberechtigten" sind wohl jüngeren Ursprungs. Dekorativer bibliophiler Einband: Halbledereinband, wohl des frühen 21. Jahrhunderts, der Rücken goldgeprägt, mit 4 Bünden, die Deckel außen mit Marmorpapier bezogen, die Vorsätze aus grauem Faserpapier.
Im Katalog 81 seiner Auktion vom 3.12.1940 und folgende Tage, S. 7, kündigte Karl Kreß Inhaber der Münzhandlung Otto Helbing Nachf. und Miteigentümer des Verlages Kreß und Hornung, die Herausgabe eines Korpuswerkes der römischen Kaiserzeit von Prof. Dr. Max Bernhart an, von dem zwei Textbände und ein Tafelband etwa "drei Monate nach Kriegsende... der Öffentlichkeit übergeben" werden sollten und ein dritter Textbandes etwa sechs Monate später erscheinen sollte. Der Verlauf des Krieges ließ dieses Projekt indes scheitern. Gemäß Herbert A. Cahn soll das Werk zwar in den Druck gegeben, doch "bis auf wenige Exemplare" infolge der Kriegseinwirkungen zerstört worden sein (siehe: Schweizer Münzblätter 1952, S. 67). Doch ist tatsächlich eine gewisse Charge des ersten Bandes mit den Textseiten 9-820 mit dem Katalog der Münzen von Augustus bis einschließlich Septimius Severus einschließlich der komplementären Tafeln 1-128 erhalten geblieben, die lose, in ungebundener Form, freilich in hervorragendem Zustand. Diese substantielle originale Partie hatte man zuvor vervollständigt, was sich sowohl durch das Druckbild der nachträglich hinzugefügten Blätter als auch in Anbetracht ihrer Papiersorte, die sich leicht von der älteren Papierbeschaffenheit abweicht. Hinzugefügt wurden Vortitel- und Titelblatt, das folgende Blatt mit dem Inhaltsverzeichnis, die beiden hinter den Tafeln angefügten Blätter mit einem "Verzeichnis der Münzprägungen" und dem alphabetischen "Verzeichnis der Münzberechtigten", die aufgrund der verwendeten Schriftart wohl neu gesetzt worden sind. Eine jüngere Ergänzung dürften schließlich auch die aus der "jüngeren" Papiersorte gefertigten Blätter (S. 5-8) mit einer aufgrund des Druckbilds zu erschließenden Reproduktion der originalen Textvorlage des Vorworts darstellen.
Max Bernhart (* 1883 in Krumbach [Schwaben], † 1952 in Türkheim) trat 1908 in die Dienste des Königlichen Münzkabinetts in München, nachdem er an der dortigen Universität ein Studium absolviert hatte. Nach erfolgreicher Verteidigung seiner Dissertation "Zwei römische Münzfunde aus Südbayern" und wurde er 1910 an jener Hochschule promoviert. 1933 wurde er Direktor der Staatlichen Münzsammlung München und hatte diesen Posten bis zu seiner Pensionierung inne. Bis in die Zwanziger Jahre galten Max Bernhards erste maßgebliche wissenschaftliche Veröffentlichungen Themen der neuzeitlichen Münzen- und Medaillenkunde, doch kamen in den Zwanziger Jahren Werke zur antiken, insbesondere römischen Münzkunde hinzu. 1922 wurde sein "Bibliographischer Wegweiser der Münzkunde der römischen Kaiserzeit" publiziert und 1926 folgte sein zweibändiges "Handbuch der Münzkunde der römischen Kaiserzeit". Um diese Zeit dürfte er bereits eine umfangreiche Arbeit über die Münzen der römischen Kaiserzeit geplant haben, reichte er 1930 doch beim Fachausschuss Kunstwissenschaften einen Antrag auf Reisebeihilfe für seine Untersuchungen auf diesem Gebiet ein, der ihm auch gewährt wurde. Sein ebenfalls in diesem Jahr vor diesem Gremium beantragter Druckzuschuss seiner unter dem Titel "Die Münzen der römischen Kaiserzeit von August bis Gallienus" projektierten Arbeit wurde hingegen abschlägig behandelt (https://gepris-historisch.dfg.de/fall/102817). Bernhards diesbezüglichen Forschungen dürften schließlich in sein Projekt zu dem in Druck gegebenen Korpus der reichsrömischen Münzen der Kaiserzeit mit eingeflossen sein, ein Werk, das aus den geschilderten Umständen nie im Buchhandel erschienen ist und dessen erster Band hier in einem bibliophil eingebunden Exemplar offeriert werden kann.