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Sammlung „The Ottoman Collection Teil 2“ im Herbst bei Künker

17. August 2017 09:48


Dieses Mal wurde dem Hause Künker eine der umfangreichsten, bedeutendsten und wertvollsten Sammlungen von Orden, Ehrenzeichen und Medaillen – tragbaren und nicht tragbaren – des Osmanischen Reiches vom 18. bis zum 20. Jahrhundert anvertraut, die jemals von einem Sammler zusammengetragen worden sind, darunter zahlreiche, teils mit Diamanten besetzte Preziosen. Über Jahrzehnte wurde viel Akribie darauf verwendet und mit großem Sachverstand und Liebe zum Detail eine Sammlung aufgebaut, die ein breites Spektrum der osmanischen Phaleristik abbildet. Das Angebot in Auktionen und im freien Handel wurde über Jahrzehnte mit großem Engagement und Leidenschaft für die Sache systematisch nach geeigneten Ergänzungen durchsucht. Dabei kam es dem Sammler offensichtlich auch insbesondere auf Qualität und Variantenvielfalt an. So sind neben einigen großen Seltenheiten eben auch viele häufige Stücke in hervorragenden Qualitäten vorhanden. Darüber hinaus wurden auch häufige Stücke aufgenommen, wenn sie im Detail von den bereits vorhandenen abwichen.

Es wurde versucht, diese großartige Leistung des Sammlers mit dem erschienenen Katalog zu würdigen. Bevor die Stücke wieder in viele verschiedene Hände gelangen und damit andere Sammlungen, die jeweils ihre eigenen Konzepte verfolgen, erweitern, sollte eine Dokumentation für Wissenschaft, Sammler und Handel erstellt werden.

Die wesentliche Voraussetzung zur Erstellung einer solchen Dokumentation – gemäß höchsten wissenschaftlichen Ansprüchen erarbeitet – stellt natürlich das systematische Sammeln von Objekten eines bestimmten Themenbereichs dar. Ganz ähnlich einem Archäologen – was ist dieser anderes als auch ein „Sammler“? – trägt eben der engagierte Sammler mit viel Liebe zum Detail zahlreiche Objekte seines Gebietes zusammen, beschäftigt sich mit ihnen, versucht, sie zu systematisieren und sie in einen historischen Gesamtkontext einzuordnen. Und damit leistet er einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis von Geschichte und Kultur eines Landes. Durch die Betrachtung einer Sammlung können dann Rückschlüsse auf die tatsächliche Bedeutung bestimmter Ereignisse im historischen Kontext gewonnen werden, die aus zeitgenössischen Primär- und Sekundärquellen zuweilen nur schwer herauszulesen sind. Somit stellen eben Münzen und Medaillen nicht nur wichtige Zeitzeugen für das Verständnis der Vergangenheit dar, sondern sind auch die Voraussetzung für ein besseres Verständnis der Gegenwart (warum ist heute etwas so, wie es ist?). Auch Orden und Ehrenzeichen leisten einen solchen Beitrag.

So wurde versucht, auf Basis der vorhandenen Objekte eine Systematik zu erstellen, bzw. bereits vorhandene Teilsystematiken wesentlich zu erweitern. Außerdem sollten die Objekte in den Gesamtkontext der osmanischen Geschichte vor allem des 19. und des ersten Quartals des 20. Jahrhunderts eingestellt werden. Dabei wurde die gesamte existierende türkische und nicht-türkische Literatur zu diesem Thema berücksichtigt, wie dem Literaturverzeichnis zu entnehmen ist.

Aber auch im nicht-osmanischen Bereich wird einiges geboten: So u. a. der Pour le mérite, der am 4. September 1794 an Major Johann Siegemund (Sigismund) von Dallwitz (1753–1836) verliehen wurde. Nachdem es aufgrund der überragend guten Erhaltung des Objekts zu gewissen Zweifeln an dessen Originalität gekommen war, wurde das Ordenskreuz zur Untersuchung an das Institut für anorganische Chemie der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover eingereicht, wo es der Chemiker Dr. Robert Lehmann, ein Experte im Bereich der Archäometrie und ein Numismatiker, aufwendigen Untersuchungen unterzog. Dr. Lehmann konnte durch detaillierte materialtechnische Untersuchungen der Emaille unter besonderer Berücksichtigung der Spurenelemente beweisen, daß das Objekt eindeutig und unzweifelhaft vor 1850 hergestellt wurde.

Daneben sind in dieser Auktion auch eine Reihe sehr exquisiter Auszeichnungen der Deutschen Demokratischen Republik zu finden, größtenteils mit ihren Urkunden, und teilweise mit den überaus seltenen Trägerausweisen. Auch aus der Zeit Kaiser Napoleons I. (1769–1821) werden eine Reihe an Objekten angeboten. Weitere Besonderheiten kommen aus Großbritannien, Kroatien, Norwegen, dem Kaiserreich Österreich, dem Russischen Reich und Schweden. Einige Ordensinsignien aus Übersee runden den allgemeinen Teil des Kataloges ab.

 

 

01) (Auktion 299, Losnummer 7176) Osmanisches Reich: Hoher Orden der Auszeichnung, Bruststern, Gold, Emaille und Diamanten; 1. Dekade des 20. Jahrhunderts. Verliehen an Hussein ibn Ali al-Haschimi (1853/56–1931).

 

 

02) (Auktion 299, Losnummer 7010) Königreich Preußen: Orden pour le mérite, Ordenskreuz, Gold und Emaille; letzte Dekade des 18. Jahrhunderts. Verliehen 1794 an Johann Siegemund von Dallwitz (1753–1836).

 

 

03) (Auktion 299, Losnummer 7035) Deutsche Demokratische Republik: Medaille „Goldener Stern“ zum Ehrentitel „Held der Deutschen Demokratischen Republik“, Gold und Brillanten; vorletzte Dekade des 20. Jahrhunderts.

 

 

04) (Auktion 299, Losnummer 7054) Königreich Frankreich: Militärischer Orden vom heiligen Ludwig, 3. Modell, 2. Ausgabe (1815–1830), Kleinod zum Großkreuz, Gold und Emaille; wohl zwischen 1819 und 1830.