Die Hamburger Girobank und ihre Portugalöser
18. January 2019 16:00
Am 2. März 1619 öffnete die Hamburger Girobank ihre Pforten. Grund dafür waren schwerwiegende monetäre Probleme, mit denen sich die Handelsstadt konfrontiert sah. Es war für einen seriösen Kaufmann kaum noch möglich, mit dem Geld, das durch die Münzmanipulationen der Kipper- und Wipperzeit ständig an Wert verlor, reellen Handel zu treiben. So entstand die Idee, das Bargeld beim An- und Verkauf von Waren zu umgehen und über eine vertrauenswürdige, von staatlicher Seite kontrollierte, neutrale Stelle Geldbeträge bargeldlos zwischen verschiedenen Konten zu überweisen. Vorbild waren Venedig mit seinem Banco della Piazza di Rialto und Amsterdam mit seiner Wisselbank.
Die Hamburger Bank war die erste ihrer Art in Deutschland und sehr erfolgreich. Sie machte die Stadt zum dritten großen Bankenplatz Europas, worauf die Hanseaten natürlich nicht wenig stolz waren.
Auch wenn die Hamburger Bank für deutsche Verhältnisse revolutionär war, dürfen wir uns darunter dennoch kein modernes Kreditinstitut vorstellen. Überziehungskredit gab es nämlich auf keinen Fall, genauso wenig wie Zinsen auf das Guthaben. Wer ein Konto eröffnen wollte, musste sein Kapital persönlich in guten Silbermünzen einzahlen. Welche Silbermünzen dafür taugten, wurde von der Geschäftsleitung festgelegt. Diese Münzen wurden in eine Buchwährung umgerechnet, in die Mark Banco. 27 Mark Banco entsprachen einer feinen Mark Silber, und das Jahrhunderte lang. Das eingezahlte Silber wurde in den Tresoren der Bank aufbewahrt und bildete die Sicherheit für alle über die Bank ausgeführten Transaktionen. Das Konto bot die Möglichkeit, Geld virtuell auf ein anderes Konto zu übertragen, ohne dass dafür Münzen den Besitzer wechselten. Möglich war das nur an Werktagen zwischen 12.00 und 13.00 Uhr, indem der Kontoinhaber persönlich dem Bankbuchhalter das aushändigte, was wir heute als eine Überweisung bezeichnen würden.
Und diese Hamburger Bank wurde im Jahr 1653 von der Stadtregierung offiziell mit der Aufgabe betraut, die Prägung der Portugalöser wieder aufzunehmen. Dabei handelte es sich um wertbeständige, schwere Goldmünzen im Gewicht von 10 Dukaten. Dieses Nominal hatte eine weit zurückreichende Tradition. In dieser Form hatte Portugal das aus Afrika importierte Gold nach Europa gebracht. Hamburg hatte Münzen nach Portugiesischem Vorbild mit dem eigenen Wappen geprägt. Und nun wurde auf ähnlich schweren Goldmünzen in barocker Pracht Hamburg als Stadt, Hafen und Zentrum des Handels gefeiert.
Die Hamburger Bankportugalöser wurden wegen ihrer sorgfältigen Herstellung und ihrem gleich bleibenden Gewicht gerne als Geschenke bei Taufen und Hochzeiten gegeben. Doch wäre es falsch, sie „nur“ als Medaillen zu sehen. Die Hamburger Bank garantierte mit ihrem Namen dafür, dass Gewicht und Feinheit der Portugalöser 10 feinen Dukaten entsprachen. Sie konnten jederzeit anstelle von 10 Dukaten in Zahlung gegeben werden.
Die Hamburger Bank bestand bis 1875. Damit überlebte sie sowohl den venezianischen Banco als auch die Amsterdamer Wisselbank. Doch auch nach ihrem Ende wurden Bankportugalöser weiter herausgegeben (Abb. 3). Jetzt nicht mehr im Gegenwert von 10 Dukaten, sondern zu 100 Mark.