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Nachbericht unserer Berlin-Auktion 400: Knapp 11 Mio. Euro an einem Tag

12. February 2024 10:53


Jedes Jahr startet die Berliner Messe World Money Fair mit unserer Berlin-Auktion, die jedes Mal ganz besondere Raritäten der Numismatik enthält. So auch in diesem Jahr 2024 mit unserer bereits 400. Auktion. 

In Anwesenheit von zahlreichen Münzhändlern und -sammlern aus aller Welt kamen ausgewählte Stücke aus Altdeutschland und aller Welt unter den Hammer. Das Interesse war groß, Bietergefechte häufig. Das führte dazu, dass die Auktion erst um 21:30 Uhr endete. Die 770 Losnummern mit ihrer Gesamtschätzung von 7,1 Mio. Euro waren zu dem Zeitpunkt mit 10,9 Mio. Euro zugeschlagen worden.

Wir stellen Ihnen in diesem Nachbericht die drei Lose mit dem höchsten Zuschlag vor.

Platz 3:

Nr. 686. Tschechien / Böhmen-Mähren. Johann von Luxemburg, 1310-1346. Royal d’or o. J. (1337), geprägt für die Grafschaft Luxemburg. Einziges Exemplar im Handel. Vorzüglich. Taxe: 75.000 Euro. Zuschlag: 150.000 Euro

Wie stark der Markt für böhmische Münzen in Tschechien ist, illustriert der Zuschlag für eine mittelalterliche Rarität, für einen Royal d’or ohne Jahr, geprägt 1337 im Auftrag von Johann, König von Böhmen, Markgraf von Mähren und Graf von Luxemburg.

Wir kennen Johann heute eher als Vater von Kaiser Karl IV., Urheber der Goldenen Bulle. Doch zu seiner Zeit gehörte Johann zu den großen Berühmtheiten, über die Troubadoure ihre Lieder sangen. Er war fasziniert von der französischen Kultur des Rittertums und hielt sich öfter am Hof des französischen Herrschers auf als in seinem eigenen Königreich. Er galt als berühmter Turnierkämpfer, der alle Ideale eines Ritters auf sich vereinigte. Seine Bindung an Frankreich illustriert der bei Künker angebotene Royal d’or, den er 1337 für die Grafschaft Luxemburg prägen ließ. Er war bereits mit 75.000 Euro geschätzt und wurde erst mit 150.000 Euro zugeschlagen. Kein Wunder, schließlich handelt es sich um das einzige im Handel befindliche Exemplar. Der Stil dieser Prägung ist von den gleichzeitigen französischen Münzen stark beeinflusst. Übrigens, die meisten von uns können heute wenig mit diesem ritterlichen Herrscher anfangen. Dafür ist sein Tod der Grund: Er ließ sich, obwohl vollständig erblindet, auf das Schlachtfeld von Crecy führen, um für Frankreich zu kämpfen. Dort fand er den Tod, den seine Zeitgenossen als das Ende eines wahren Helden priesen.

Platz 2:

Nr. 642. Russland. Nikolaus II., 1894-1917. 37 1/2 Rubel (100 Franken) 1902, St. Petersburg. Nur 225 Exemplare geprägt. Erstabschlag, fast Stempelglanz. Taxe: 150.000 Euro Zuschlag: 160.000 Euro

Platz 2 ging mit einem Zuschlag von 160.000 Euro an eine der bekanntesten und begehrtesten russischen Raritäten, die nur in 225 Exemplaren geprägt wurde. Die Provenienz dieses Stücks kann bis ins Jahr 1969 zurückverfolgt werden. Nikolaus II. ließ diese 225 Münzen, die nach dem Gewichtsstandard der Lateinischen Münzunion ausgebracht wurden, von seiner Münzstätte in St. Petersburg produzieren, um sie als Geschenk an hohe Würdenträger zu verteilen. Auf der Rückseite der Münze ist der russische Doppeladler dargestellt, die Umschrift besteht aus den beiden korrespondierenden Werten: 37 Rubel, 50 Kopeken und 100 französische Francs, die Leitwährung der Lateinischen Münzunion unter Führung Frankreichs.

Platz 1:

Nr. 497. Großbritannien. George III., 1760-1820. Pattern 5 Pounds 1820, London. Probe mit glattem Rand. NGC PF64*CAMEO (Top Pop). Nur zwei Exemplare bekannt. Polierte Platte (Proof). Taxe: 150.000 Euro. Zuschlag: 460.000 Euro

Das teuerste Stück der Auktion 400 wurde – für Kenner wenig überraschend – die Probe zu einem 5 Pfund Stück von 1820 mit glattem Rand, das ein Porträt von Georg III. auf der Vorderseite und den hl. Georg auf der Rückseite zeigt. Es kletterte von seiner Schätzung mit 150.000 Euro auf mehr als das Dreifache: 460.000 Euro.

Der Markt für britische Münzen boomt und die Probe vereint mehrere Vorzüge auf sich. So gehört sie zu den seltensten Prägungen der Royal Mint: Wir wissen, dass von den Proben mit glattem Rand nur 2 Exemplare hergestellt wurden. Dazu kann man den Namen des berühmtesten Stempelschneiders der Neuzeit, Benedetto Pistrucci, damit verbinden. Der von ihm geschaffene hl. Georg ist eine Ikone der britischen Münzprägung.

Wesentlich weniger bekannt ist, dass Pistrucci sich zu seiner Darstellung vom Parthenonfries inspirieren ließ, den Lord Elgin damals für eine kleine Elite zugänglich war, um den Ankauf durch das British Museum zu befördern.

Alle Ergebnisse der Auktion finden Sie online auf www.kuenker.de. Zur Auktion 401 publizieren wir einen eigenen Auktionsnachbericht. Für weitere Fragen wenden Sie sich an unseren Kundenservice unter Tel: 0541 / 962020; Fax: 0541 / 9620222; oder via E-Mail an service@kuenker.de.